Lichtgeometrie: Reflektoren und externe Blitzröhren

Lichtgeometrie: Reflektoren und externe Blitzröhren

Zum Schutz gegen Transportschäden ist es sicherlich von Vorteil, wenn die fragilsten Komponenten einer Leuchte (bei Blitzleuchten sind dies die Blitzröhre und das Einstelllicht) konstruktiv im Innern des Leuchtengehäuses integriert sind. Lichttechnisch sieht die Sache aber ganz anders aus, was im Folgenden erläutert werden soll.

Schauen wir als erstes die Formen von Reflektoren an. Diese folgen mathematischen Regeln und können prinzipiell parabolisch (grün), elliptisch (blau) und hyperbolisch (rot) sein.


Hyperbeln sind fotografisch nicht wirklich interessant, da sie zu wenig gebogen sind, um Licht effektiv bündeln zu können; allenfalls als Weitwinkel-Reflektoren machen sie Sinn.

Die Namensgebung verschiedener Lichtformer wie z.B. «Reflektor PAR» oder «Para» legen nahe, dass es sich dabei um Parabeln handeln könnte. Und tatsächlich sind parabolische Reflektoren die weitest verbreiteten. Was zeichnet diese Form aus?


Beim Empfang von Signalen (z.B. von Satelliten) werden Parabeln genutzt, um die Signalstärke zu optimieren, da alle parallel auf die Fläche einfallenden elektromagnetischen Wellen auf einen kleinen Punkt, den Brennpunkt F, reflektiert werden. Im Studio gehen wir den umgekehrten Weg: Wir platzieren eine Lichtquelle im Brennpunkt der Parabel und erreichen dadurch, dass das Licht den Reflektor weitestgehend parallel verlässt. Dies kann natürlich nur näherungsweise erreicht werden, da Lichtquellen (Blitzröhren) keine mathematischen Punkte sind, sondern eine gewisse räumliche Ausdehnung haben. Zudem sind die meisten Reflektoren mit einer gewissen Struktur versehen, die die Ausleuchtung homogener, gleichzeitig aber den Reflektor etwas weniger präzise macht.

Trotzdem bleiben (fokussierte) parabolische Reflektoren besonders interessant, wenn viel Licht über grosse Distanzen und möglichst verlustarm transportiert werden soll.


Weitere spannende Einblicke in die Lichtcharakteristik von Para(bolischen) Reflektoren erhalten Sie in folgendem How-to Video:

https://broncolor.swiss/de/news/so-nehmen-sie-weiß-auf-weiß-porträts-mit-dem-para-auf

Parabolische (und alle anderen) Reflektoren können aber nur effektiv arbeiten, wenn sich die Lichtquelle möglichst freistehend im Bereich des Brennpunktes befindet. Wie der Darstellung oben zu entnehmen ist, werden nicht nur die nach vorne gerichteten Lichtstrahlen reflektiert, sondern auch jene, die seitlich oder gar die nach hinten die Blitzröhre verlassen. Nur wenn auch diese nach vorne Richtung Objekt reflektiert werden können, ist eine optimale Ausleuchtung und Lichtausbeute gewährleistet.

Bei den Siros Geräten kombiniert broncolor beide Vorteile: Beim Transport schützt ein einfacher, kompakter Normalreflektor die Leuchtelemente. Wird dieser Reflektor abgenommen und durch einen effektiveren ersetzt (z.B. durch einen P70, wie hier im Bild gezeigt) funktioniert das Prinzip der Parabel perfekt.


Durch die fokussierbaren Leuchtelemente einer Pulso G oder einer LED F160 lässt sich die Ausleuchtung sogar noch feinabstimmen. Nicht-fokussierbare Leuchten (Siros und Unilite) sind so konstruiert, dass sich die Blitzröhre immer nahe beim Brennpunkt befindet. In allen Para Modellen sind aber auch diese fixen Leuchten optimal einsetzbar, da innerhalb eines Para die ganze Leuchte (nicht nur die Blitzröhre) bewegt werden kann.

Diesen Ausführungen zufolge scheint die Picolite nicht optimal konstruiert worden zu sein, denn offensichtlich verfügt sie über eine integrierte Blitzröhre:


Die auf kleine Sets spezialisierte Picolite hat aber ihre eigenen, auf sie zugeschnittenen Lichtformer, welche eben nicht auf der klassischen Reflexion basieren. Anstelle eines Reflektors (der den Brennpunkt innerhalb hat) arbeitet man bei der Picolite mit Linsen, deren Brennpunkte sich hinter der Linse befindet. Auch alle anderen Lichtformer zur Picolite sind auf deren Lichtgeometrie optimiert.

Bei einem vollständig fokussierten Para wird in der Regel erwartet, dass, vom Objekt her gesehen, die ganze Reflektor-Innenfläche reflektiert. Dies ist aber natürlich nicht der Fall, weil das Licht den Reflektor bestenfalls parallel verlässt, nicht aber auf den Standpunkt des Betrachtes gerichtet ist – dies bringt uns zur letzten Reflektor-Form: Ellipsen.

Eine Parabel hat einen Brennpunkt im Reflektor; der zweite, virtuelle Brennpunkt ist unendlich weit weg. Die Ellipse hingegen hat einen reellen zweiten Brennpunkt, dessen Lage von der gewählten Kurve abhängig ist. D.h sie bündelt das Licht über die Parallelität hinaus auf einen zweiten Fokus- oder Brennpunkt. Von diesem aus gesehen erscheint der gesamte elliptische Reflektor hell erleuchtet.

Die Ellipse drängt sich als Reflektor auf, wenn in einem gegebenen, aber nicht veränderbaren Abstand, möglichst viel Licht ankommen soll. Leuchten im medizinischen Bereich (z.B. OP Lampen) sind oft elliptisch. In der Fotografie sind sie wenig anzutreffen, weil sie, wie dargelegt, auf eine bestimmte Anwendungsdistanz ausgelegt und daher nicht sehr vielseitig sind. Reflexions-Simulationen zeigen zudem, dass eine Defokussierung ein regelrechtes Strahlenchaos anrichtet.

Egal für welche Reflektor-Form wir uns nun entscheiden, einen mathematischen Kegelschnitt oder eine selbst gebaute, kreative Form: Eine freie, externe Blitzröhre sorgt dafür, dass das Licht effektiv geformt werden kann und, dass jedes ausgesandte Joule an Blitzleistung, seinen Bestimmungort auch garantiert erreicht.