Verborgene Informationen auf der Oberfläche von Objekten enthüllen

Photo: HE-Arc

Silbergeschirr und eine Schmetterlingssammlung haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun ... Doch die Exemplare, die die Spezialist*innen für Konservierung und Restaurierung an der HE-Arc untersuchen, haben einiges gemeinsam: Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert und weisen eine Oberflächenstruktur auf, die schwer erkennbare Informationen enthält.

Diese sind jedoch trotz Alterung und Verfall noch sichtbar für das Reflectance Transformation Imaging (RTI), eine computergestützte Fotografietechnik, die in den 2000er Jahren entwickelt wurde.

Das Prinzip dahinter? Eine feststehende Kamera nimmt mehrere Bilder eines ebenfalls statischen Objekts in verschiedenen Beleuchtungssituationen auf; eine Software kombiniert dann alle von der Kamera aufgezeichneten Informationen zu einem virtuellen Bild, das eine Synthese aus allen anderen Bildern darstellt.

Die Kuppelmethode ist eine Variante der RTI, die das Team der HE-Arc für die Durchführung seiner Tests mithilfe des Oberflächen Visualisierer Scope D50 von broncolor anwendet.

Foto: HE-Arc
Foto: HE-Arc

Eine handelsübliche Fotokamera, die oben auf der starren Halbkugel mit einem Durchmesser von 50 cm angebracht ist, nimmt jedes Mal ein Bild des darunter liegenden Objekts auf, wenn eine der 48 Lichtquellen, die auf der Innenfläche der Kuppel angeordnet sind, eingeschaltet wird. Die Zusammenstellung und Computerverarbeitung der 48 Aufnahmen bringt auf dem "endgültigen" Bild teilweise verblasste oder sogar ungeahnte Informationen zum Vorschein, die durch die verschiedenen Lichtwinkel die Gelegenheit hatten, erfasst zu werden.

"Es ist nun erneut möglich, auf der Oberfläche des Objekts zu lesen. Der störende Glanz von Silber zum Beispiel wird durch das Licht verzerrt und durch die computergestützte Bildverarbeitung abgeschwächt", erklären Laura Brambilla, Professorin an der HE-Arc, und Alexandra Lefebvre, Konservatorin und Restauratorin des metallischen und technischen Erbes, die an diesem Projekt mitarbeitet. Auf altem Geschirr erscheinen Gebrauchsspuren, die durch den täglichen Gebrauch entstanden sind, oder Inschriften und Stempel, die durch eine ebenso häufige Reinigung teilweise entfernt wurden.

Foto: HE-Arc

Zu der Zeit, als Silbergeschirr auf grossen Tafeln Platz nahm, war die Lepidochromie in Mode. Diese Technik, bei der die Flügel von Schmetterlingen auf Papier "abgezogen" wurden, wurde von sachkundigen Amateur*innen praktiziert. Durch die Charakterisierung der Flügelstruktur auf den Bildtafeln der Sammler*innen enthüllt die RTI die winzigen Schuppen, aus denen sie bestehen, und bezeugt damit, dass die Bildtafeln tatsächlich mit Lepidochromie hergestellt wurden und nicht, wie man zunächst annehmen könnte, mit Wasserfarben gemalt wurden.

Foto: HE-Arc - Von RTI enthülltes Wappen auf Silbergeschirr

Die Sammlungen von Silbergeschirr aus dem 19. Jahrhundert stammen aus dem Musée historique de Lausanne; die Lepidochromie-Platten aus dem Musée du Muzoo in La Chaux-de-Fonds, wo sie 2018 zufällig entdeckt wurden. Sammlungen von Schmetterlingen, die mit dieser vergessenen Technik hergestellt wurden, sind nach wie vor selten; einige sollen sich in den Naturkundemuseen von Nancy, Paris und Besançon (Citadelle) befinden, wo RTI-Untersuchungen von den Spezialisten der HE-Arc vorgeschlagen werden könnten, um ihre Echtheit sicher festzustellen.

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