How to: Fotografieren einer Pulverexplosion

Bekannt für unsere extrem kurzen Blitzabbrennzeiten wurden wir angefragt, ob wir eine «Pulverexplosion» fotografieren könnten. Das zu erstellende Foto sollte die Explosion von Frische im Mund illustrieren, die das beworbene Produkt (Breath Strips und Bonbons) verspricht.

Dabei machten wir uns weniger Sorgen, ob die Fotografie absolut scharf werden würde, da wir mit Satos auf Blitzabbrennzeiten von bis zu 1/28’500s verlassen konnten. Um von diesen extremen Werten auch wirklich profitieren zu können, mussten wir natürlich mit reduzierter Leistung arbeiten. Ein lichtstarker Reflektor (ein offener P70 als Hauptlicht) und zwei nahe positionierte Softboxen (35x60 cm) zur Aufhellung und Untergrund-Durchleuchtung kamen zum Einsatz. In Kombination mit einer Empfindlichkeits-Einstellung von ISO 800 konnten wir sogar mit Blende 22 und entsprechen ausgedehnter Tiefenschärfe arbeiten. Zum Einsatz kam eine spiegellose Vollformat-Kamera.


Problematischer war eher ein nicht-fotografischer Aspekt: die Sprengtechnik. Wie bekommen wir eine schöne, wiederholbare Explosion einer kleinen Menge Pulver hin?

Den ersten Versuch unternahmen wir mit kleinen Karneval-Knallern, die wir unter dem Pulver begruben. Diese zeigten sich aber als sehr unterschiedlich in der Sprengkraft – meistens bekamen wir nur einen kleinen Krater im Pulverberg – und Gestank im Studio, aber sonst nichts Brauchbares.

Als zweites versuchten wir es mit Druckluft, die wir durch ein kleines Loch in der Acrylplatte in das Pulver pressten. Auch hier ergaben sich lediglich Kraterlandschaften, aber nichts, das man als Explosion in alle Richtungen hätte bezeichnen können.

Wir mussten also einen grossflächigeren Impuls finden.

Die Lösung war schlussendlich einfach (jede Lösung ist das, wenn man sie einmal gefunden hat…): Wir schlugen mit der flachen Seite eines Hammers von unten auf die durchleuchtete Acrylplatte. Der Knall des Schlages diente gleichzeitig dazu, den Tontrigger auszulösen.

Bei einem Satos, der auf tiefer Leistungsstufe betrieben wird, beträgt die Nachladezeit der Kondensatoren praktisch null. Weitere Geräusche wie z.B. das Zurückfallen der Platte auf den Unterbau, lösten daher via den Tontrigger Mehrfachbelichtungen aus. Dies konnte wie folgt verhindert werden: Zuerst wurde der Generator mit einer Sequenz von zwei Blitzen programmiert. Die Zeit zwischen den beiden Blitzen (das Intervall) wurde zudem so eingestellt, dass der zweite Blitz erst nach dem Schliessen des Verschlusses auslöste. Bei einer Verschlusszeit von 4s arbeiteten wir daher mit einem Intervall von 5s.

Als letzter Parameter musste noch die optimale Verzögerung (also die Zeit zwischen dem Synchro-Signal des Triggers und dem Blitz) experimentell ermittelt werden. Ein Wert von 0.02s erwies sich als sinnvoll und wurde ebenfalls direkt am Satos eingestellt.