How-to: «Still-life-Portrait»

von Urs Recher

Es ist offensichtlich, dass bestimmte Lichtformer speziell für klar definierte Anwendungen gedacht und gebaut sind. Trotzdem wäre es schade, sich auf diese Anwendungen zu beschränken. Equipment «anders» einzusetzen ist eine Quelle von Kreativität und zwingt uns Fotografen, immer wieder einmal genau hinzuschauen, was mit dem Licht tatsächlich passiert und was alles möglich ist.


Dieses Beauty-Portrait, das nach einem Portrait Lichtseminar in Hangzhou, China, entstanden ist, belegt diese These: Als Hauptlicht kam eine Picobox (an einer Picolite Leuchte) zum Einsatz; also eigentlich ein Lichtformer aus der Produktefotografie. Dieses Lichtseminar wurde von https://www.relight.com.hk , der lokalen broncolor Vertretung, perfekt organisiert und produziert.

Die Picobox wurde mit der schmalen Seite zum Model hin positioniert. Diese Seite ist weniger breit als das Gesicht des Models (Guo Feng von ESEE Hangzhou Models, China) und erreicht daher die seitlichen Bereiche des Gesichtes praktisch nicht – schöne und kräftige Helligkeitsverläufe bis hin zu den praktisch komplett unbeleuchteten Ohren sind das Ergebnis.

Da die Lichtquelle zusätzlich zum Fotografen hin (also vom Model weg) gerichtet ist, resultiert keine starke Überbelichtung im Stirnbereich, sondern eine weitere dominante Gradation im oberen Teil des Bildes. Alles in allem fokussiert sich das Licht somit perfekt auf den entscheidenden Teil des Portraits, das wunderschöne Gesicht von Guo Feng.

Aufgehellt wurde nur dezent mit einer grossen weissen Platte etwa auf Hüfthöhe von Guo. Die starke Vignettierung des Hintergrundes wird mit einem Normalreflektor P70 und eingesetzter enger Wabe erreicht. Die Farbgebung wird durch den Einsatz von Filtern und Einstellungen der Farbbalance in der Aufnahmesoftware (vor dem Export) definiert.


Fotografiert wurde mit einer Mittelformatkamera und einer Brennweite von 120mm. Bei ISO 100 betrug die Blende f/4.5 und die Verschlusszeit 1/160 s.