HyperSync einfach erklärt von Fabio Gloor - Teil 2

Fabio Gloor

Hier ist er nun endlich - Teil 2 des HyperSync Artikels. In Teil 1 haben wir uns angesehen, was HyperSync ist und wie das Ganze funktioniert. Aber erst einmal möchte ich mich an dieser Stelle für die vielen, vielen tollen Rückmeldungen bedanken. Es gab viele E-Mails und besonders gefreut habe ich mich über mehrere Telefonanrufe aus dem Ausland.

Doch nun zu unserem Thema: Wie funktioniert HyperSync in der Praxis?
Klar, nach so viel Theorie möchte ich Sie mit den praktischen Anwendungen von HyperSync vertraut machen. Im ersten Teil habe ich Ihnen gezeigt, wie der Blitz vor dem Öffnen des Verschlusses ausgelöst werden muss. Doch das ist leichter gesagt als getan. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen zunächst den klassischen Weg zeigen, und dann auch die "coole", günstigere Methode unter Verwendung des vorhandenen RFS.

Wie funktioniert der klassische Weg?
Wahrscheinlich haben viele von Ihnen schon von Funksystemen gelesen, die eine HyperSync-Funktion anbieten. PocketWizard wäre das klassische Beispiel, aber inzwischen gibt es diesen HyperSync auch von chinesischen Billigherstellern wie Yongnuo. Ich persönlich habe diese Version in der Praxis getestet, und muss sagen, dass sie recht zuverlässig funktioniert. Was ich allerdings weniger schön finde, ist, dass man die ganze Konfiguration mit einer speziellen Software durchführen muss.

Wenn Sie den Funkauslöser mit einem USB-Kabel an den Computer angeschlossen haben, können Sie dort einen (negativen) Offset einstellen, der definiert, wie viel früher der Blitz ausgelöst werden soll. Das variiert natürlich je nach Blitz- und Kamerakombination etwas, so dass es eine Sache von Versuch und Irrtum ist, bis man es richtig hinbekommt. Der Nachteil ist, dass man immer einen Computer dabei haben muss, wenn man etwas einstellen möchte. Und gerade am Drehort, wo ich HyperSync am häufigsten einsetze, ist der Computer oft nicht verfügbar. Ausserdem braucht man für diese Version mindestens einen Sender und einen Empfänger von einem dieser Funksysteme, was es vom Kostenaspekt her deutlich unattraktiver macht. Viel einfacher wäre es, wenn Sie den RFS verwenden könnten, den Sie ohnehin schon besitzen, wenn Sie z. B. einen Move Generator kaufen.

Der Trick – RFS mit HyperSync
Es ist auch möglich, mit kurzen Belichtungszeiten zu fotografieren, ohne ein Funksystem zu verwenden. Und dazu brauchen wir nur eine Ausrüstung, die die meisten Fotografen bereits besitzen. Das sind die Zutaten:

  • broncolor RFS
  • ein handelsübliches Speedlite
  • Klebeband
  • eine fotoelektrische Zelle

Die fotoelektrische Zelle ist hier der einzige Artikel, der separat gekauft werden muss. Die Kosten hierfür betragen voraussichtlich nicht mehr als 20,00 CHF. Der Vorteil dieser Variante sind also die geringen Kosten. Kaum Kosten versus sehr teuer!

Aber wie kann ich meine kurze Belichtungszeit mit diesem Equipment erreichen?
Das möchte ich Ihnen jetzt mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigen. Diese Handy-Aufnahme zeigt die oben beschriebene Ausrüstung:

Mit einem Speedlite ist es bereits möglich, Fotos mit einer Belichtungszeit zu machen, die kürzer als die X-Sync-Zeit ist. Aber was passiert da genau?

  1. Der Blitz wird ausgelöst, bevor sich der erste Verschlussvorhang öffnet
  2. Das Pulsieren des Blitzes erzeugt eine Art Dauerlicht.
  3. Der Verschluss führt seinen Abtastvorgang aus, wie in Teil 1 beschrieben.
  4. Die beiden Verschlussvorhänge gehen über das gesamte Bild, so dass dieses gleichmässig belichtet wird.


Was bedeutet das für mich? Wie komme ich zu meiner kurzen Belichtungszeit?
Das macht eine ganze Menge. Das Diagramm zeigt, dass der Blitz vom Speedlite ausgelöst wird, bevor sich der erste Verschlussvorhang öffnet. Und das ist genau das, was wir wollen. Wir können nun diesen Blitzimpuls nutzen, um unseren Generator auszulösen. Und dazu nutzen wir die fotoelektrische Zelle.

Was kann die fotoelektrische Zelle leisten?
In der Tat ist diese fotoelektrische Zelle genau die gleiche wie die im Generator eingebaute. Es wäre durchaus möglich, diese zum Auslösen zu verwenden. Das Problem dabei ist, dass man die ganze Zeit neben dem Generator sitzen muss, um sicher zu sein, dass diese Zelle unter Aussenlichtbedingungen überhaupt reagiert. Aus diesem Grund kombinieren wir die Zelle mit unserem RFS. Dann reagiert sie auf unseren ersten Impuls vom Speedlite und löst den RFS aus. Und so löst der RFS den Generator aus, bevor sich der erste Verschlussvorhang öffnet. Damit dieser Aufbau einfach zu handhaben ist, klebe ich die Zelle mit Klebeband an mein Speedlite. Das sieht dann so aus:

Aber Sie haben ein praktisches Beispiel versprochen - wo ist es?

Sie sehen oft diese bekannten Werbefotos mit einem dramatischen, dunklen Himmel. Anhand eines solchen Beispiels möchte ich Ihnen nun zeigen, wie Sie diese Technik in der Praxis anwenden können.

Wenn Sie bei Tageslicht fotografieren und den Himmel im Hintergrund haben, ist er normalerweise ziemlich hell, manchmal sogar fast weiss. Ein normales Foto ohne Blitz sieht etwa so aus.


Wenn ich in dieser Szene einen dramatischen Himmel einfügen möchte, ist es nicht nur wichtig, mehr Himmel im Bild zu haben. Auch die Belichtung muss angepasst werden. Zuerst stelle ich die Belichtung so ein, dass der Himmel schön dunkel ist. Da die Belichtungszeit ohne HyperSync sehr eingeschränkt ist, habe ich in diesem Beispiel Blende 18 bei 1/160s verwendet. Wie Sie sehen können, ist das Bild nun massiv unterbelichtet, aber der Himmel hat nun diese schöne, dunkle Atmosphäre.


Da mein Bild nun so stark unterbelichtet ist, muss der Vordergrund, bzw. das Modell, mit Blitz aufgehellt werden. In diesem Beispiel habe ich den Move verwendet, der sich durch sein geringes Gewicht und den super Trolley perfekt für Aussenaufnahmen wie diese eignet. Jetzt können Sie sehen, dass wir tatsächlich genau das erreicht haben, was wir wollten. Wir haben ein korrekt belichtetes Modell vor einem dunklen Himmel.



Da wir ohne HyperSync die Blende 18 verwenden müssen, ist natürlich alles scharf. Deshalb lenkt der Hintergrund meiner Meinung nach einfach zu sehr vom Motiv ab. Also muss ich die Blende aufmachen. Aber dann ist der Hintergrund wieder zu hell. Und ich muss ihn mit der Belichtungszeit dunkler machen. Und diese muss dann schneller sein als die X-Sync-Zeit. Sonst haben wir ein Bild des Verschlussvorhangs.


Unter Ausnutzung der oben beschriebenen Technik ist es jedoch kein Problem, die Belichtungszeit schneller als die X-Sync-Zeit einzustellen. Ich schliesse also meinen RFS und die Zelle an das Speedlite an und stelle meine Kamera ein, in diesem Fall auf f/3,2 und 1/5000s. Mein Hintergrund bleibt dunkel, aber die Unschärfe lenkt viel weniger vom Motiv ab. So erhalten wir ein Bild, das nur mit dieser Technik möglich ist.



HyperSync Anwendungen
In Teil 1 haben wir überlegt, wo HyperSync Sinn macht. Natürlich gehören die Bereiche Action und Sport zu den häufigsten Anwendungen. Leider hatte ich nicht sofort einen Spitzensportler zur Hand, aber mit diesem Bild kann ich Ihnen ein gutes Beispiel geben. Hier ist das Modell gesprungen. Bei solchen Outdoor-Sprung-Belichtungen fällt oft eine leichte Unschärfe auf, vor allem in den Haaren. broncolor Blitze sind zwar superschnell, aber wenn man im Freien nicht schneller als mit X-Sync fotografieren kann, hat das Tageslicht einen grossen Einfluss auf die Schärfe des Bildes. Deshalb brauchen wir auch hier HyperSync, und statt mit dem Blitz die Bewegung einzufrieren, machen wir es mit der Belichtungszeit.